Verpackungsfrei Einkaufen: wie geht das eigentlich? Der Aufschnitt in Plastikfolie eingelegt, das Müsli gleich doppelt verpackt und sogar die Paprika eingeschweißt – Lebensmittel einzukaufen ohne körbeweise Plastik mit nach Hause zu nehmen, ist in herkömmlichen Supermärkten ein Ding der Unmöglichkeit. Ein Laden in Mainz stellt sich gegen diesen Trend und bietet Essen und Getränke zum Selbstabfüllen an.
Vier Millionen Kilo Verpackungsmüll wird alleine in Mainz jedes Jahr eingesammelt – 20 Kilo pro Kopf. Aber das müsste eigentlich nicht sein. In der Mainzer Neustadt gibt es inzwischen viele Läden mit originellen ökologischen Ideen wie den “Unverpackt”-Laden. Dort kann man -Lebensmittel einkaufen, ohne dass auch nur ein Gramm Plastikmüll entsteht. Dafür muss man einfach nur seine eigenen Behälter mitbringen. Ein in Rheinland-Pfalz bisher einzigartiges Konzept.
Seit seiner Eröffnung im Juni hat der Laden schon fast sieben Tonnen Verpackungsmüll eingespart. Wer keine Behälter hat, kann sich welche ausleihen. Abdelmajid Hamdaoui, Marokkaner und studierter Wirtschaftsinformatiker, hat das Geschäft gegründet und erklärt das Prinzip: Erst muss man seinen Behälter auf die Waage stellen, um das Leergewicht zu bekommen. Der ausgedruckte Zettel mit dem Gewicht muss dann auf das Gefäß geklebt werden. An der Kasse wird das Gewicht der gefüllten Behälter später wieder abgezogen.
“Es wird alles gewogen, auch Flüssigkeiten”, erklärt er. In Hamdaouis Supermarkt gibt es aber nicht nur Lebensmittel, sondern auch Putz-, Spül- und Waschmittel zum Selbstabfüllen. Eine plastikfreie Grundversorgung sozusagen.
Stoffbeutel und Gläser statt Tüten und Plastikdosen
“Vor drei Jahren habe ich den ‘Brotposten’ eröffnet, einen Laden, in dem zu günstigen Preisen Brot der ansässigen Bäcker vom Vortag verkauft wird”, erzählt uns der stolze Ladenbesitzer auf die Frage, wie er auf die Idee zu seinem neuen Geschäft kam. “Dort kamen sehr viele Menschen mit Stoffbeuteln und teilweise auch Gläsern hin und da wollte ich etwas tun, was der Umwelt noch ein Stückchen näher kommt.”
Seine -Produkte seien aufgrund der fehlenden Verpackung oftmals sogar günstiger als in herkömmlichen -Läden, betont er. Da er seinen Laden erst vor Kurzem eröffnet habe, lägen ihm erst Zahlen aus drei Monaten vor. Die seien zwar recht gut, doch Abdelmajid Hamdaoui hofft auf noch mehr Kunden, um das Geschäft auch langfristig betreiben zu können. Denn die Preise erhöhen, so sagt er, “komme nicht in die Tüte.”
Die Kunden scheinen mit dem Angebot und den Preisen einverstanden, viele kommen regelmäßig – sogar von weiter weg: “Meine Tochter wohnt in Mainz”, erzählt eine Kundin. “Immer wenn ich sie besuche, gehe ich hier einkaufen, denn ich möchte kein Plastik mehr kaufen.”
Abdelmajid Hamdaoui bietet inzwischen sogar Seminare für interessierte Unternehmer an, die verpackungsfreie Supermärkte eröffnen wollen, gibt Beispiele in Sachen Buchführung und Bürokratie. Gerade erst habe er einem Geschäft in Unna auf die Beine geholfen. Irgendwann, so sein Wunsch, möchte er mit seinem Konzept den großen Konzernen Konkurrenz machen.
Video: Tütenlos einkaufen in Mainz
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Quelle:
Südwestrundfunk: Verpackungsfrei einkaufen: Müsli und Milch direkt ins Glas